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You and Me against the World Ch. 01

Asian

Alohomora!

Willkommen in den irren&wirren Fantasien meines 16jährigen Selbsts. Diese Geschichte ist alt. Und damit meine ich richtig richtig RICHTIG alt. Die grausamsten Fehler (grammatisch, orthographisch, logisch) hab ich rausgestrichen, alles Andere ist weitesgehend unberührt.

Mir bedeutet diese Geschichte eine Menge, und ich war in der Stimmung, sie mit euch zu teilen.

Also: Viel Freude mit meinen Jugendsünden! Über konstruktives Feedback freue ich mich, Lob nehm ich jederzeit&immer (also nur her damit!!!), Geflame wird zur Kenntnis gekommen und anschließend geflissentlich übergangen. Aye, Vorhang auf!

AMEN SHE PRAYED!

PS.: Vorsicht, Kraftausdrücke. Oh, und ‘ne volle Breitseite Pubertät *hust* – nur um das klarzustellen: Alle sexuell involvierten Individuen sind mindestens 18 Jahre jung!

~

You and Me against the World, Part I.

* * *

Prolog: Die Hölle auf Erden

‚Geliebtes süßes freies Leben, adieu und lebe wohl… Wer weiß, wann ich dich das nächste Mal wieder sehe, die Sonne auf meiner verdorbenen Haut spüre, den Regen meine Sünden und Straftaten davonspülen sehe…’

Ach, was war er doch zu bemitleiden.

Jona seufzte und warf noch einen letzten Blick auf die Wiesen, die sich vorm massiven Tor des Internats VÄRLD erstreckten. Melodramatik war rein gar nichts im Vergleich zu Jonas Miene. Finster, feindlich, missgelaunt. Oh, was täte er jetzt dafür, einmal ganz laut schreien zu dürfen, noch lauter als gestern, als man ihm diese Hiobsbotschaft übermittelt hatte, die sein direktes Ticket in die tiefsten Höllenöfen war.

„DAS IST NICHT EUER ERNST!! DAS LASSE ICH MIR DOCH NICHT BIETEN, VERFLUCHTE SCHEIßE!”

Und rums, da hatte er die teure Vase von der Vitrine gefegt, gegen die er gelehnt dastand, seine Eltern mit liebevoll ausgedrückt verachtenden Blicken durchbohrend und es einfach nicht fassen wollte.

Das konnten die doch nicht machen!

Das würden wir ja sehen!

Er ließ sich nicht einfach abschieben auf ein… ein…

„Ein. Internat. Für. Schwererziehbare?! Ich glaub, es hackt! Da geh ich nicht hin! Never ever! VERGESST ES!”

Bebend vor Wut hatte er seine Eltern noch eine Weile angestarrt, ehe seine Gehirnzellen beschlossen hatten, dass es Zeit war für einen theatralischen Abgang à la pubertierender Kotzbrocken. Folglich war er wie ein Derwisch aus dem Raum geschossen, die Treppen hochgepoltert — und hatte sich den Rest des Tages nahrungsverweigernd in seinem Zimmer verbarrikadiert, in der irrsinnigen Hoffnung seine Eltern damit umzustimmen.

Bis heute Morgen.

Bis man ihn irgendwie und für ihn bis jetzt noch nicht fassbar aus dem Raum gezwungen bekommen hatte. Memo an ihn selbst: Den Türschlossschmied verklagen, dass seine dämlichen Schlösser einer Motorsäge nicht standhielten!

Und nun war er hier.

Am Abgrund.

Am Höllenschlund.

Im Angesicht mit dem Lebensende.

Verdammt und verflixt und verflucht! Durfte er sein Entsetzen wirklich nicht mädchenhaft laut herauskreischen? Mit allem, was sein gut trainiertes Lungenvolumen hergab? Vielleicht machten sich seine Gesangsstunden dann ja endlich mal bezahlt…

Jona sank fassungslos tiefer in den Sitz.

Da erbaute sie sich bedrohlich und schwarz vor ihm: Die inhumane Manifestierung der irdischen Hölle. Internat Värld. Anstalt für Schwererziehbare. Hauptschule mit hochgelobten *Lehrmethoden*.

Was das bedeutete, war dem Schwarzhaarigen nur zu klar und dementsprechend begeistert reagierte er darauf.

Au ja, Prügelstrafen.

Au ja, Eckstehen.

Au ja, …was er sich jetzt lieber gar nicht erst vorstellte.

Jonas Lippen verzogen sich bei diesen Gedanken unwillkürlich zu einem bitteren Lächeln. Was freute er sich nicht darauf, einmal in die Vorzüge solcher Strafen zu kommen… hell yeah, welcome back to the 50s.

Life is a lemon and I want my money back. Und das Leben schuldete Jona massenhaft Zinsen! Der Achtzehnjährige versank noch tiefer in die Rückbank, während der Mercedes seines Vaters über den Kies der Internatsauffahrt rollte.

Das Tor zum Innenhof der Hölle hatten sie gerade passiert. Sein Vater fuhr langsam, seine Mutter schien irgendwie verkrampft. Warum, konnte Jona nicht nachvollziehen — immerhin würden sie ihn doch in knapp anderthalb Stunden los sein. Hatten sie denn nicht immer gepredigt und geseufzt und gejammert, er solle doch dankbar für sein Leben in Obhut liebevoller Eltern sein, er sei so verzogen und bereite ihnen nichts als Kummer? Warum jubelten sie nicht schon in Anbetracht auf Vorfreude? Sie machten Gesichter wie drei Tage Regenwetter, als sie ausstiegen und darauf warteten, dass er seinen Allerwertesten von der Rückbank bequemen würde.

Jona schüttelte resignierend ob seiner aussichtslosen Lage den Kopf, kletterte aus der schwarzen Limousine und machte anschließend die Mühe, seinem neuen Zuhause genauere Beachtung zu schenken.

Der Höllenvorhof machte sogar einen ganz akzeptablen Eindruck — es gab düzce escort ein kleines verkümmertes Bäumchen inmitten eines Rondells aus Buchsbaum und roten Rosen, das ein hoffnungslos optimistischer Gärtner zwischen goldgelbe Arnika und satt orangefarbene Ringelblumen gepflanzt hatte. Jona fragte sich unterbewusst, wie lange es wohl überleben würde.

Und dort drüben am Fenster standen zwei Typen mit Rastalocken und rauchten verstohlen. Cannabis, dem Geruch nach zu urteilen, den die laue Brise zu ihm wehte. Wenigstens kam man hier an Stoff — also vielleicht doch nicht ganz so aussichtslos, wie er befürchtet hatte. Jonas Laune stieg ein klein wenig. Aber nur ein bisschen. Es war immer noch genug von seiner Miesepetrigkeit vorhanden, um gucken zu lassen, als hätte es ihm nicht nur die Gerste, sondern auch sämtliche Spaßfaktoren verhagelt.

Der Schwarzhaarige folgte seinen alten Herrschaften ins Gebäude und über unzählige Flure — vielleicht konnte er sich hier ja verlaufen? — und stoppte schließlich vor einer Tür, auf der mit Goldlettern *Sekretariat* geschrieben stand.

Jona atmete tief durch. Okay, ab jetzt gab es kein Entkommen mehr… hinein ins Vergnügen!

Gut eine Stunde später stand nicht nur fest, mit wem Jona ein Zimmer teilen sollte, sondern auch, welche Klasse er besuchen würde, wie sein Stundenplan lautete, man hatte ihn und seine Eltern durchs Internat geführt und alles gezeigt und erklärt…

Kurz gesagt brannten Jona vom vielen Laufen die Füße und vom vielen Zuhören schwirrte ihm der Kopf, als er sich wieder auf dem Höllenvorhof wiederfand, sein Gepäck in Empfang nahm, den Eltern mechanisch nachwinkte, während sie vom Hof fuhren — beachtlich langsam — und sich keine weiteren Gedanken darum machte, warum seine Mutter vorhin beim Abschied Tränen in den Augenrändern gehabt hatte.

Jona seufzte ergeben, nahm seine beiden schweren Reisetaschen auf, betrat das Foyer und überlegte an den Treppen angelangt, wie noch gleich der Weg auf sein Zimmer lautete.

Er war so in seine Grübeleien vertieft, dass er den blonden Jungen mit den langen Dreadlocks gar nicht bemerkte, der mit verschränkten Armen am Treppengeländer im ersten Stock lehnte, die Ellbogen auf die Brüstung gestützt, und ihn interessiert beobachtete.

Das war also der angekündigte Neuzugang? Wunderbar… Es wurde auch mal wieder Zeit, die *Begrüßungsrituale* einzusetzen… das letzte Mal war einfach zu lange her und der Schüler schon gar nicht mehr auf der Schule. Mal sehen, wie lange es dauern würde, bis dieses Exemplar von schwarzhaarigem Hot-Ass ohne Orientierung da unten brauchen würde, bis es ausflippte und man es achtkantig von der Schule warf…

Der Blonde grinste.

Desaster ahoi!

* * *

Kapitel 1: Gestatten, ich bin unmöglich

Jonas bittersüßes Lächeln spiegelte sich in seinen dunklen Augen wider.

Hach ja, was hatte er das Essen seiner Mutter geliebt. Jeden Sonntag Leberkäse mit Spinat und Bratkartoffeln, werktags Schnitzel, Pommes und viiiiiiiiel Gemüse, ab und an eine heilige Köstlichkeit wie Zimtmilchreis oder, wenn Jona Geburtstag hatte, sogar mal eine 1.000.000-Kilojoule/Kalorien-die-Mamie-dick-machen-Torte…

Kein Vergleich mit dem Fraß vom VÄRLD… im Gegensatz zu diesen… Küchenchefinnen und -chefs… war Jonas Mutter fünf Sterne mit dickem, fetten plus! First Class Restaurant-Köchin mit Auszeichnung! Moah…

Angeekelt starrte der Schwarzhaarige auf das, was sich da auf seinem Teller befand.

Eine undefinierbare, gelblich graue Matsche, die man beim näheren Betrachten als annähernd etwas Kartoffelbreigleiches identifizieren konnte. Dazu gab es Möhren, Erbsen und Mais mit braun-grauer Soße-Pampe und – als Krönung des Freitagsmenues – ein winziges, mit haarfeinen Gräten verseuchtes Stückchen paniermehlgebadetes und fettbuttergetauchtes Schollenfilet.

Lecker.

Jonas Miene verzog sich vor Begeisterung, als er den ersten Bissen nach einigen Anläufen großer Überwindung in seine Futterluke schob und dabei feststellte, dass dieser pseudo-kartoffelige Brei einen faden Beigeschmack von Zimt hatte – nebenbei bemerkt der einzige klar herausstechende Geschmack überhaupt. Diesen Matschbrei könnte man auch bestimmt prima als Mörtel nutzen. Die Farbe passte sowieso und die zähe Konsistenz würde sich vermutlich auch bezahlt machen.

Der Schwarzhaarige beschloss klugerweise bei sich, den Kartoffelbrei breiklebrig sein zu lassen und knöpfte sich nun tapfer das möchtegernappetitliche Gemüse vor. Mhm… Experimentierfreunde hätten sicher ihre helle Freude an diesem Zeugs. Ließ man Jona einfach mal querbeet losraten, käme er sicher irgendwann darauf, dass diese pharmazeutisch beeinflusste Matschepampe nicht nur aus genmanipulierten Mais, Erbsen inklusive Schoten und Mamas Möhrchen ausm Glas bestand, die man mit einem Schuss klarer Gemüsekonsomée eines namhaften Glutamatvertreibers versehen hatte, sondern auch einen leichten Hauch von Spargel enthielt. Und dass diese dunklen edirne escort Bröckchen in der Sauce keinesfalls irgendwelche Magenstücke einer Kuh waren, sondern Croûtons aus Körner- und Zwiebelbrot.

Okay, also vielleicht besser auch kein Gemüse.

Ob er sich den Fisch von seinen Nachbarn im Tausch gegen den Kartoffelbrei ergaunern konnte? Denn von diesem Minifitzelchen, war Jona überzeugt, würde er unter Garantie nicht satt werden.

Kam man hier wohl irgendwie auf eine noch halbwegs legale Art und Weise an Chips und Cola? Mh, vermutlich eher nicht. Da stand die Wahrscheinlichkeit, dass er in der nächsten Mathearbeit eine Vier statt der üblichen Gnadenfünfminus schreiben würde, wesentlich höher…

Jona seufzte und beschloss, nach dem Prinzip „Jetzt oder Nie” zu handeln, zerpflückte die Meerestierleiche auf seinem soßengetränkten Teller, bis auch sicher alle Gräten raus waren — so sehr er hier auch nicht bleiben wollte, an seinem Leben hing er schließlich doch irgendwo, und wenn schon sterben, dann bitte ehrenvoll und nicht auf diese erbärmliche Weise — und schob sich todesmutig den Fisch in den Mund.

Gut… okay… schmeckte eigentlich ganz akzeptabel… außer Acht gelassen, dass das Paniermehl zu lange in der Pfanne gelegen hatte — vollkommen schwarz an der Fischunterseite — sogar mehr als annehmbar… ja, die Scholle ließ sich essen.

Und da Jona es schon immer geliebt hatte zu verhandeln, hatte er sich innerhalb weniger Minuten einen beachtlichen und vor allem sättigenden Anteil der Schollenfilets angeeignet im Tauschgeschäft gegen Gemüsepampe und Kartoffelmatsch.

„Du scheinst Fisch ja gern zu mögen.”

Wer wagte es da, ihn zu -…?

Jona sah auf und blickte direkt in dunkelbraune Augen. Wer war das denn? Kannte er den? Und was laberte der ihn überhaupt einfach so von der Seite an?

Jona legte sein Geschirr beiseite, setzte ein furchtbar falsches Lächeln auf — und antwortete dann mit eisiger Stimmlage: „Ich wüsste nicht, was dich das angeht.”

Doch hatte Jona gehofft, den Fremden mit seiner Garstigkeit verjagt zu haben, so erfuhr er soeben seine erste bittere Enttäuschung auf dem Internat VÄRLD.

Der Blonde ihm gegenüber fuhr sich mit einer Hand durch die kurzen Locken, schloss einen Moment die Augen und nickte dann. „Du bist der Neue – Jona, wenn ich das richtig behalten hab. Ich bin Fredrik und gehe in deine Klasse.”

Sein Lächeln war aufrichtig – oder Fredrik der bessere Schauspieler. Doch das störte Jona, der sich mittlerweile wieder seinem Essen gewidmet hatte, herzlich wenig. Sollte Fredrik doch!

„Freut mich, dich zu treffen”, meinte die Frohnatur gerade und lehnte sich entspannt zurück.

„Hmrmpf”, machte Jona, den Mund voll Fisch, und rollte mit den Augen. Auch das noch… war er hier etwa an eine Labertasche mit zu lange unterdrücktem Laberdrang geraten, den diese jetzt unbedingt ausleben musste? Womöglich noch AN IHM?

Schon erwähnt, dass er hier schleunigst wieder weg wollte? Der Schwarzhaarige seufzte grottenolmtief.

Nur, um Fredrik irgendwie zu unterbrechen, pickte er sich willkürlich eine Person aus der Menge heraus, die sich zum Mittagessen in diesem ungemütlichen Speisesaal eingefunden hatte. Mit der Messerspitze deutete Jona auf die ausgewählte Person, schluckte den zerkauten Fisch runter und sah Fredrik dann auffordernd an. „Wer is’n das?”

„Wer?” Fredrik folgte dem Blick, den Jona jetzt auf die Person heftete, stutzte und zog dann hart die Luft ein. „Oh, das willst du nicht wissen. Den willst du nämlich nicht kennen lernen, glaub mir.”

Machte Jona natürlich nur noch neugieriger, wen Spektakuläres er sich da rausgefischt hatte. „Sag schon, wie heißt der Flachwichser mit den Rastas?”

„Psst, man! Nicht so laut!”, zischte Fredrik und warf einen unbehaglichen Blick über die Schulter. „Nenn ihn bloß niemals so, wenn er in deiner Hör- und schon gar nicht, wenn er in deiner Reichweite ist!”

„Warum nicht?” Jona leckte provokant den Rest gebratenes Paniermehl vom Messer und blickte Fredrik dabei lasziv an. Dieser atmete tief durch. „Das würdest du nicht überleben.”

„So gefährlich ist der also?” Spöttisches Amüsement? Also bitte, Jona doch nicht! Der Schwarzhaarige grinste. Er würde schon irgendwie an die Info kommen, wer dieser blonde Rastatyp da war, so sicher wie der Mond nachts leuchtete.

Jona kreuzte das Besteck über seinem leeren Teller und leckte sich über die Lippen. „Jetzt rück schon raus, wer ist dieser Schwanzlutscher?”

„Jona, bitte!” Fredrik schluckte nervös. „Wenn er das hört, das gibt Ärger, riesigen Ärger!”

„Na und, mir doch schnuppe. Meinst du, ich könnte mich nicht wehren? Was glaubst du, weshalb ich hier bin?”

„Ich… ich glaub, das will ICH nicht wissen…” Fredrik wich seinem forschenden Blick aus. Dann atmete er tief durch und nickte ergeben. „Also gut, ich sag dir, wer der Kerl ist. Aber leg dich bloß niemals mit ihm an! Wir hatten erst vor knapp drei Monaten elazığ escort eine Beerdigung und glaub mir, ich kann dir versichern, dass ich nicht scharf bin auf eine zweite.”

„Ist ja gut, ist ja gut”, wehrte Jona ab. „Ich verspreche dir, diesem Kerl kein Haar zu krümmen.”

Von Wehren war ja keine Rede… und Provozieren konnte Jona, es war schließlich seit Jahren sein unangefochtenes Hobby Nummer eins. Gleich nach schlafen und sich unmöglich benehmen. Und irgendwie mochte er den Rastakerl mit jeder verstreichenden Sekunde weniger.

„Der Typ heißt Ville… also eigentlich Vilhelm, aber er hasst diesen Namen”, flüsterte Fredrik und stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab.

Jona, der ihn kaum verstehen konnte, lehnte sich weiter vor.

Fredrik senkte die Stimme um noch ein paar Nuancen mehr, sodass es nur noch ein raues Wispern war: „Er ist schrecklich cholerisch, gewalttätig und sadistisch. Ville ist der Anführer einer kleinen Bande, zu denen Jungs wie wir nur aufschauen können.”

Bei dem Satz wäre Jona am Liebsten wutschnaubend aufgesprungen. Er und jemand, der Andere für ihre Taten bewunderte?! Es hackte wohl!

Aber sein Gefühl riet ihm, ruhigen Blutes zu bleiben und sich anzuhören, was Fredrik ihm über Ville erzählte: „Ville ist der beste Rugbyspieler der Schule und wenn er auf seiner Gitarre spielt, dann schmelzen die Mädchen schier dahin. Er ist verdammt begabt, was Musik betrifft.”

Zasch! Das saß wie ein Dolch, den man in Jonas Herz rammte. Dieser blonde rastalockige Ville, der ja überhaupt nicht die Sympathie in Person zu sein schien, war ein guter Musiker? Das passte ihm überhaupt nicht! Hier gab es nur ein Musikass, und das war ER! Ende Banane!

Jona schnaubte verächtlich.

„Das ist aber noch nicht alles”, fuhr Fredrik fort und sah ihn mit geheimnisvoll leuchtenden Augen an.

„Was denn noch?” Nö, die Neugierde konnte er nicht aus seiner Stimme verbannen und auch nicht in den Augen verstecken, aber er konnte gelangweilt mit der Serviette spielen, welche diese Spaßheinis von der Küche verteilt hatten, und er konnte dabei seinen Blick senken.

Doch Fredrik nahm sowieso keine Notiz von Jonas Reaktion auf den Satz. Er war jetzt in seinem Element. „Ville ist der beliebteste Junge der Schule bei den Mädchen und hat gute Aussichten auf ein Führungszeugnis, das ihm eine enorme Besserung in seinem Benehmen bescheinigt. Bei den Lehrern ist er ja auch die personifizierte Liebenswürdigkeit. Ja, und die Musikfachhochschule dieser Region hat ihm ein Stipendium angeboten für nächstes Jahr, wenn wir unseren Abschluss machen. Ville hat auf dem Weihnachtsfest aber auch echt so genial gespielt!”

Hach ja, Vergötterung hier, Rumsülze da… Nein, Fredrik musste nicht noch den vor Anhimmlung triefenden Satz „Ich bewundere ihn!” hinterherschieben, Jona war auch so klar, dass Fredrik total auf Ville stand. Wenn auch vielleicht nicht unbedingt im homosexuellen Sinn.

Das war ja nicht mitanzuhören!

„Themenwechsel! Was steht an für den Nachmittagsunterricht?” Der Schwarzhaarige knüllte die misshandelte Serviette zusammen und warf sie auf seinen Teller, ehe er sein Gegenüber auffordernd ansah.

„Sportunterricht”, meinte dieser ohne Begeisterung. Herbe Enttäuschung klang aus seiner Stimme heraus. War Jona reichlich schnuppe. Er wollte nichts mehr hören von dem ach-so-tollen Vilhelm oder wie auch immer der hieß!

Sport… das war doch schon viel interessanter.

„Aber erst haben wir anderthalb Stunden Freizeit”, erklärte Fredrik, als ein scheppernder Gong ertönte und sich die Schülermasse erhob, um dann aus dem Speisesaal heraus und in alle denkbaren Himmelsrichtungen zu flüchten.

Jona ließ sich eine Menge Zeit. Er hatte es nicht sonderlich eilig, nach draußen in die Sonne zu kommen. Fredrik und er waren zwei der Letzten, die den Raum verließen – gemeinsam mit Ville. Fredrik verharrte ehrfurchts- und respektvoll vor der Tür, um Ville den Vortritt zu lassen. Aber Jona, der gar nicht dran dachte, diesem Kerl Respekt zu zollen, marschierte einfach weiter.

Also kam es, wie es kommen musste. Es knallte einmal laut, als die beiden jungen Männer unsanft ineinanderprallten.

„Hey, du Vollpfosten! Pass doch auf!”, fluchte Jona und funkelte Ville finster an, während er sich die Stirn rieb. Autsch. Das würde blaue Flecken geben…

Ville erwiderte Jonas hasserfüllten Blick wenige Sekunden eisig, ehe er schlagartig grinste. „Bist du nicht der Neue?”

Scheinheiliges Interesse umflorte seine dunkle, warme Stimme, während er Jona unverhohlen von Kopf bis Fuß musterte.

„Du hast es erfasst”, konterte Jona. „Und mit welchem affektierten Lackaffen habe ich die Ehre?”

Ein erschrockenes Quietschen aus Richtung der Tür, wo Fredrik sich herumdrückte.

Aber Ville ließ sich nicht irritieren.

„Ganz schön großes Maul für Frischfleisch wie dich”, meinte er nur und umrundete Jona einmal.

„Knackiger Arsch. Jungfrau?”, wollte er beiläufig wissen und blieb wieder vor dem Schwarzhaarigen stehen.

„Und selbst wenn, was würde dich das angehen, Blondie?” Jona verschränkte die Arme vor der leicht muskulösen Brust und fixierte Ville mit einem finsteren Blick. Doch Ville schien gegen so was immun zu sein, in seinem Gesicht zeigte sich keinerlei Reaktion.

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